Die Kraft der kleinen Schritte
- Marc
- 14. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Dez. 2024
Oder wie mir mein 9-jähriger Sohn das Schwimmen wieder beibrachte.
Frühjahr 2022, mein Jüngster, 6 Jahre, besteht nicht die Seepferdchen-Prüfung trotz sieben Monaten Trainings; er traut sich nicht zu tauchen. Die Schwimmtechnik ist gut, wenn auch die Ausdauer fehlt. Jeder hat seine Geschwindigkeit, sage ich mir.
Im Herbst 2023 scheint er dann bereit und die Schwimmmeisterin nimmt ihm spontan die Prüfung ab. Weil wir schon einige Bahnen schwammen und ob der Aufregung verlassen ihn auf den letzten Metern fast die Kräfte; kurzer Schreck, aber es reicht.
Erleichterung.
Was ist er stolz. Was bin ich stolz - und verdrücke heimlich eine Träne.
Motiviert fahren wir am nächsten Tag wieder. Was geschieht kann ich nicht glauben. Er traut sich weder ins Becken zu springen noch zu schwimmen. Ich werde ungeduldig, verstärke seine Unsicherheit. Wir brechen ab und gehen ins Kinderbecken. Vom Seepferdchen zurück zum Nichtschwimmer…
Acht Wochen darauf schwimmt er mit Oma, es läuft. Mein Gefühl bestätigt sich, der Grund lag in mir. Ich hatte meine Ungeduld auf ihn übertragen, die Erwartungshaltung zu hoch gesetzt ohne Sicherheit durch erreichbare Zwischenziele zu geben. Beim Seepferdchen wird 25m geschwommen, kurz getaucht und die Baderegeln erklärt - man ist aber kein sicherer „Schwimmer“. Klassischer Leadership-Fail, oder?
Sommer 2024, wir zelten am See, die Jungs knapp 9 und 11 Jahre. Übermütig wollen sie die 400m bis an das andere Ufer und zurück schwimmen.
Mist, selber mit 45 auf dem Höhepunkt meiner Unsportlichkeit und einigen Pfunden zu viel angekommen, traue ich mir weder zu, die Strecke zu begleiten noch zur Not abzuschleppen.
Sportfaul aber lösungsorientiert nehme ich mein SUP und verbreite die Zuversicht, dass nichts passieren wird. Und?
Beide schwimmen die über 400m hin und wieder zurück - ohne Probleme. Wow - wieder stolz, auf beide.
Ich denke an 2023 und mir wird mein zweiter Fehler klar: Ich hatte als Projektleiter kein Vertrauen in meine eigenen Schwimm-Fähigkeiten, berechtigt nach PostCovid.
"Papa, wann schwimmen wir denn zusammen darüber?" Oh Shit.
Seit dieser Frage gehen wir jede Woche schwimmen, ganz unaufgeregt, Schritt für Schritt, daran wachsend.
Herbst 2024, beide hängen mich immer noch ab, hoffentlich für immer - aber gestern habe ich zum ersten 1000m geschafft in 31min, für mich (vs. me) ein Meilenstein.
Andere wachsen sehen, begleiten und selber daran wachsen. Win-Win.
Das hilft auch in der Gründungsphase meiner Selbstständigkeit und in den Kundenprojekten.
Wir gehen gemeinsam Schritt für Schritt, auch wenn wir den Pfad nicht immer direkt sehen. Weil ich weiss, dass wir uns dadurch entwickeln und es am Ende gut wird. Das Vertrauen in unsere Fähigkeiten ist viel wichtiger als Wissen.
Danke an meine Jungs für die Leadership-Lektion, unsere Disziplin und den Glauben an die Macht der kleinen, stetigen Schritte.
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